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© Michael Herm
Radreise durch Italien, Kroatien, Slowenien und Österreich
2.500 km in 32 Tagen: Unsere Radreise im Sommer 2023 von München nach Venedig, von Pula entlang der Kroatischen Adriaküste bis Triest, über Ljubljana und Maribor quer durch Slowenien, durch Österreichs Steiermark bis Wien, von dort entlang der Donau bis Regensburg, entlang der Altmühl und Tauber nach Würzburg und von Gemünden am Main nach Fulda, dann nach Osten bis Philippsthal, ab hier entlang der Werra bis Hörschel, von dort auf der Thüringer Städtekette in unseren Heimatort Bad Berka. Teil 4
Wie bestellt begann es auch heute Morgen pünktlich zum Start zu regnen. Aus der Stadtmitte von Fulda ging's erst einmal richtig steil hinauf zum Beginn des Milseburgradweges. Dieser verläuft auf einer ehemaligen Bahntrasse, ist gut ausgebaut. Vom Stadtrand Fuldas sind wir die ersten 18 km bis Hilders stetig bergauf geradelt. Die Steigung ist über lange Passagen nicht ohne und in unseren Regensachen kamen wir ordentlich ins Schwitzen. Die Ausblicke in die schöne Landschaft der Rhön wurden mit jedem Kilometer sehenswerter. Hinter Langenbieber taucht links vom Radweg das Schloss Bieberstein auf. Die Trasse macht hier einen großen Bogen und man hat immer wieder einen guten Blick auf den Kugelberg und das Schloss. Am Ende der Steigung liegt ein sehr schön angelegter Rastplatz mit bedienbaren Streckensignalen. Nach der Durchquerung des etwas über 1 km langen Milseburgtunnel wartete die verdiente lange Abfahrt auf uns, ab jetzt im Trocknen, der ständige leicht Regen hatte endlich aufgehört. Hinter Aura verläuft der Radweg auf einer schmalen stark befahrenen Straße. Spaß hat uns das nicht gemacht. Im verschlafenen Tann gab's Schnitzel zum Mittag. Die Strecke von dort bis zur Werra in Philippsthal führte uns mehrmals über die ehemalige innerdeutsche Grenze. Auf gut ausgebauten ehemaligen Bahntrassen verloren wir allmählich an Höhe bis hinab ins Werratal. Der Abschnitt auf dem Werratal-Radweg bis Widdershausen war nicht so das Gelbe vom Ei: oft neben Hauptstraßen und immer fernab der Werra, insgesamt eine wenig attraktive Streckenführung. Dafür bekamen wir zwei riesige Abraumhalden des Kalibergbaus zu sehen - wirklich beeindruckend. Die erste bei Philippsthal, angeblich mit über 500 m der höchste vom Menschen geschaffene Berg, die Zweite ragte direkt hinter Heringen auf - ein irgendwie surrealer Anblick. Die über Booking.com gebuchte Unterkunft Zur Krone Apart-Hotel in Widdershausen können wir nicht weiterempfehlen: Der Name ist für eine Ferienwohnung irreführend. Sie war lieblos eingerichtet, schmutzig und hatte kein Doppelbett. Ein Partner muss in einem getrennte Raum schlafen.
Tag30, Fulda - Widdershausen, 85 km
auf ins Werratal
Die Thüringer Städtekette aus Gotha in Richtung Erfurt ließ sich ähnlich schlecht fahren wie aus Westen nach Gotha hinein. Um so entspannter radelten wir anschließend auf kleinen Landstraßen und Wirtschaftswegen nach Osten. Auf der hügligen Strecke hatten wir häufig den Thüringer Wald am Horizont vor uns. Hinter Wechmar führt der Radweg 1 km direkt an der A4 entlang, ohne Leitplanke ein mulmiges Gefühl. Später tauchen die Burgen der Drei Gleichen vor uns auf, immer wieder ein faszinierender Anblick. In Mühlberg verließen wir den Fernradweg Thüringer Städtekette und fuhren über Holzhausen auf einem sehr schönen Radweg nach Arnstadt. Die Strecke von dort über Marlishausen ins Ilmtal führt auf wenig befahrenen Landstraßen und fühlte sich schon sehr nach Heimat an. Dies traf natürlich erst recht auf den Abschnitt auf dem Ilmtalradweg von Dienstedt bis nach Bad Berka zu - hunderte Mal gefahren und sooo vertraut. In Kranichfeld gab es zum Mittag Thüringer Klöße, spätestens jetzt waren wir wohl in unserer Heimat angekommen. Früher als erwartet kamen wir nach 32 Tagen und mehr als 2.500 km wieder zu Hause an. Schön, wieder zu Hause zu sein.
Thüringen - fast zu Hause
Bei kühlen 13 °C starteten wir in Richtung Hörschel. In Untersuhl kurzer Fotostopp an der schönen runden Dorfkirche, die leider nicht offen war. Hinter Gerstungen radelten wir dann tatsächlich mal einige Kilometer direkt an der Werra, dafür war der Weg nicht so super, man kann eben nicht alles haben. Entlang des Flusses, der hier die innerdeutsche Grenze bildete, finden sich immer wieder Hinweise auf die Grenze. So auch in Herleshausen, wo wir uns die Ausstellung im Werra-Grenzpark angesehen haben, eine gut gemachte Dokumentation über das Grenzregime der DDR. In Hörschel verließen wir die Werra, bogen nach Osten ab und folgten der hier beginnenden Thüringer Städtekette. Gleich am Start wartet ein fast unfahrbarer ultrasteiler Anstieg - vielen Dank an die Verantwortlichen, fahrt das Ding doch mal selbst! In Eisenach Mittagspause beim Asiaten mit Buffet, man waren wir hinterher satt. Durch das wunderschöne Nikolaitor verließen wir die Stadt in Richtung Gotha. Direkt unterhalb der Hörselberge verläuft der Radweg in heftigem Auf und Ab. Über kleine Dörfer, Wirtschaftswege und kleine Landstraßen radelten wir nach weiter ostwärts. Bei Hörselgau tauchte im Süden die Silhouette des Großen Inselsberges auf, die aufgrund der Lichtverhältnisse wie ein Schattenriss wirkte. Kurz vor Gotha glänzte der Fernradweg dann noch mal mit furchtbarer Oberfläche: grober Schotter. Die Ausschilderung der Thüringer Städtekette in Gotha passt dann dazu: lückenhafte bzw. unsinnige Beschilderung verwirrt mehr, als sie hilft. Im Zentrum haben wir das imposante Schloss Friedensstein bestaunt. Der Blick von dort oben auf die schöne Altstadt ist einfach toll. Dem ersten Regen des Tages konnten wir bei leckeren Eisbechern von Drinnen zuschauen. Noch schnell eingekauft und dann ging's zur letzten Unterkunft dieser Radreise.
vom Main nach Fulda
Tag31, Widdershausen - Gotha, 80 km
Tag32, Gotha - Bad Berka, 55 km
Zum zweiten Mal mit dem Rad über die Alpen - und bestimmt nicht zum letzten Mal. Der Weg zum Brenner war Vorfreude pur und hatte mit dem wunderschönen Achensee wirklich etwas zu bieten. Die Route über die alte Brennerstraße hat Spaß gemacht und war nicht so schwer zu fahren wie gedacht. Der Abschnitt im Pustertal durch die Dolomiten war landschaftlich gesehen das Highlight der Tour. Die Radinfrastruktur in Italien hat uns auch auf dieser Radreise begeistert, sogar in den Bergen: meist erwarteten uns gut ausgebaute Radwege, gut fahrbare Forstwege oder ruhige Landstraßen. Der Etappenort Treviso mit der typisch italienischen Architektur war wirklich schön. Radfahren an der kroatischen Adriaküste ist nur etwas für Mutige mit einem Hang zu Masochismus. Radwege existieren nicht. Wenige Abschnitte radelten wir auf ruhigen Nebenstraßen an der wunderschönen Küste, oft aber auf den meist stark befahrenen Straßen. Abseits dieser warten nur unfahrbare Schotterpisten. Die Städte an der kroatischen und slowenischen Adriaküste reihen sich wie Perlen auf einer Kette aneinander - eine schöner als die andere. Unser Favorit war Rovinji mit seiner wunderschönen Altstadt. Die Strecke durch Slowenien war sehr abwechslungsreich und landschaftlich immer reizvoll. Besonders der Teil durch den slowenischen Karst östlich von Triest und der Abschnitt von Lubljana nach Maribor fanden wir klasse. Österreichs Steiermark ist hüglig bis bergig und verlangt dem Radreisenden einiges ab. Auch hier wurden wir aber für die vielen Höhenmeter mit toller Landschaft entschädigt. Der Kontrast Wiens zu den Tagen davor (und danach) war natürlich groß. Die zwei Tage in der quirligen und schönen Stadt haben wir nicht bereut. Auf den vielen Kilometern an der Donau war die Wachau der schönste Teil, sonst kann Radfahren an dem breiten Strom mit langen Geraden schon mal etwas langweilig sein. Zurück in Deutschland hat uns auch dieses Mal Regensburgs Altstadt begeistert. Nach diesem städtebaulichen Highlight folgte mit der Fahrt durch Altmühltal und Taubertal das nächste landschaftliche - Genussradeln pur. Auf dem Weg zurück nach Thüringen war der Umweg über Fulda die Gelegenheit, einmal wieder unbekanntes Terrain zu „entdecken“. Und das hat sich gelohnt: schöne Radwege - besonders der Milseburgradweg auf einer ehemaligen Bahntrasse - und reizvolle Landschaften. Alles in allem war das wieder eine fantastische, sehr abwechslungsreiche, manchmal anstrengende Radreise.
Fazit:
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