So, die Räder waren startklar und auch die Taschen waren gepackt - mal sehen, ob wir wieder zu viel mitnehmen. Allerdings ist das Packen für uns nach den vielen Touren der vergangenen Jahre zur Routine geworden und dank Packliste kein Problem.Heute ist das Wetter ja eher suboptimal: Dauerregen den ganzen Tag, kann also nur besser werden.Morgen früh geht's auf zur ersten Etappe über den Rennsteig nach Suhl. Für die nächsten drei Wochen wollen wir täglich 80 - 100 km zurücklegen. Zuerst über den Thüringer Wald zum Main und dann zum Neckar bis in die Nähe von Heidelberg. Von hier werden wir nach Norden durch den Odenwald vorbei an Frankfurt am Main ins Hessische Bergland radeln. Entlang der Nidda und Schwalm geht es in Richtung Kassel. Durch den Teutoburger Wald wollen wir schließlich die Quelle der Ems bei Paderborn erreichen und dann dem Fluss bis zur Nordsee folgen. Von dort soll uns unsere Reise über Oldenburg, Bremen und Lüneburg zur Elbe führen. Die Elbe und Saale soll uns nach 4 Wochen schließlich wieder nach Hause in Thüringen begleiten.
Tag 1: Bad Berka - Suhl, 80 km
Beim Start am Morgen in Bad Berka schien die Sonne von einem strahlend blauem Himmel, Radfahrwetter eben. Die ersten 18 km auf dem Ilmtalrad-wanderweg fanden unsere Räder von allein, der Abschnitt gehört zu meinen Trainingsstrecken. Von Dienstedt ein paar Höhenmeter über den Berg bis ins Geratal nach Arnstadt und von dort radelten wir auf dem gut ausgebauten und landschaftlich sehr schönen Geratalradweg in Richtung Süden. Mittagspause am Freibad in Plaue: es gab Wurstgulasch, lecker und günstig. Hinter Plaue folgten noch ein paar flache Kilometer entlang des Flüsschens Gera, ab Elgersburg wurde es anstrengend. Vor uns lagen 550 Höhenmeter bis zur Schmücke auf 930 m. Bis zur Waldgaststätte Mönchshof fuhren wir auf Asphalt und trotz einiger steileren Passagen mit 9 -10 % Steigung kamen wir gut voran. Die verbleibenden 250 Höhenmeter haben weniger Spaß gemacht, auf Thüringer Forststraßen ist bergauf mit Gepäck eher ein mühsames Unterfangen. Irgendwann erreichten wir dann doch den Rennsteig an der Schmücke und belohnten uns mit Kaffee und Apfelkuchen. Nur noch 10 km bis zum Ziel in Suhl und alles bergab. Der Bremsgriff war mein bester Freund. Im Ortsteil Goldlauter erreichten wir Suhl und wenig später auch das Zentrum der verschlafenen Stadt in den Thüringer Bergen. Nach dem Einchecken im Hotel gab es noch ein Eis in der fast menschenleeren Fußgängerzone und dann nur nach ab ins Hotel und Beine hoch.
Der Abend im Hotel war nicht so ruhig wie erhofft, vor dem Hotel gab Nena ein Live Konzert - sogar Roland Kaiser hätte ich eher ertragen. Halb 9 starteten wir in Richtung Werra. Die 25 km auf dem Radweg durch das schöne Haseltal waren einfach, schließlich ging es nur bergab. Nach 13 km begann es zu regnen und es sollte erst 5 Stunden später vor Mellrichstadt wieder aufhören. Nach der Querung der Werra wurde es anstrengender, denn es wurde hügelig bis bergig, mit Regensachen noch mal so schön. Motto des Tages: Regen lässt nach - Regensachen aus, Regen wird stärker - Klamotten wieder an. Die Landschaft war wahrscheinlich schön, im Regen bekamen wir das leider nicht so mit. In Mellrichstadt stießen wir auf die Fränkische Saale. Ab hier folgten wir dem sehr schönen Flusstal. In Neustadt gab es die ersehnte Pause mit Spaghetti Bolognese. Das Städtchen wirkt ganz nett, neben schönen älteren Häusern stehen aber hier und da auch Bausünden aus den 60er und 70er Jahren. Der Radweg entlang der Fränkischen Saale ist größtenteils steigungsfrei, verläuft oft in Flussnähe und abseits des Verkehrs, macht also Spaß. Am Park an der Saale erreichten wir am späten Nachmittag Bad Kissingen - bei Sonnenschein! Wir radelten noch durch die schöne Innenstadt und am Kurpark vorbei gings dann Unterkunft.
Tag 3: Bad Kissingen - Marktheidenfeld, 89 km
Beim Start in Bad Kissingen war der Himmel noch wolkenverhangen. Die ersten Kilometer verliefen zwar in Flussnähe, aber der Weg durch den Wald war teils sehr aufgeweicht und schlammig. Später öffnete sich das Saaletal und auf Asphalt fiel es uns leichter, voranzukommen. Außerdem hatten wir heute Rückenwind gebucht.Vor Trimburg thronte die gleichnamige Burgruine hoch über dem Saaletal. Wenig später tauchten auf einem Hügel mysteriöse, riesige Parabolspiegel auf. In der schönen Innenstadt von Hammelburg dann die erste (Kaffee) Pause. Im mal engen und mal breitem Tal der Saale folgten wir weiter den großen Schleifen des Flusses bis zur Mündung der Fränkischen Saale in den Main in Gemünden. Nach der Mittagspause in der belebten Kleinstadt wurde der Hochwasser führende Main unser Begleiter. Bis Lohr radelten wir entlang des Flusses, meist direkt am Ufer. In Lohr wechselten wir auf die andere Seite und nahmen die letzten 30 km bis zum Ziel in Angriff. Kurze Pause am Mainufer in Pflochsbach, so breit hatten wir den Main noch nie gesehen. Kurze Abschnitte des Mainradweges waren bereits wegen Überflutung gesperrt. Unser Ziel in Marktheidenfeld erreichten wir trotzdem problemlos gegen 17 Uhr.
Tag 4: Marktheidenfeld - Walldürn, 86 km
Gut geschlafen und gut gefrühstückt fing der Tag gut an. Gleich nach dem Start war der Radweg am Main wegen Hochwasser gesperrt. Zum Glück hatte das Wasser rechtzeitig den Rückzug angetreten und wir konnten fast überall trotzdem auf dem Radweg bleiben. Bis Wertheim verlief die Route immer direkt am Fluss entlang. Kurzer Fotostopp in Wertheims Altstadt und ab hier folgten wir der Tauber bis Tauberbischofsheim. In Bronnbach sahen wir uns die imposante Zisterzienserabtei an und nutzen den ersten Regen des Tages für die Mittagspause mit Spätzle und Schweinsbraten, schließlich waren wir ja in Baden-Württemberg. In Tauberbischofsheim hatten wir vor dem nächsten Regen noch Zeit für das Schloss und die schöne Innenstadt. Die Zeit bis zum Ende des Regens verbrachten wir mit einem leckeren Eisbecher. In der Kleinstadt verließen wir das Tal der Tauber und bis zum Ziel Walldürn ging es eigentlich nur noch bergauf. Die krasseste Rampe hatte 15 %. Zwischendurch durften wir auch endlich mal wieder unsere Regensachen anprobieren. Auf der Höhe von Hardheim steht etwas surreal das Modell einer Ariane V Rakete (im Gedenken an den Ingenieur Walter Hohmann). Ziemlich abgekämpft erreichten wir schließlich das Städtchen Walldürn. Schöne Fachwerkhäuser und leider auch viele leer stehende Läden zierten das Zentrum. Auch unsere Pension befand sich in einem alten, wunderschönen Fachwerkhaus.
Tag 5: Walldürn - Hirschhorn, 87 km
Beim Start in Walldürn war es noch trocken, das sollte sich eine halbe Stunde später ändern. Zum Beginn noch hügelig ging es später steil hinauf auf 600 m. Erste Pause am Ende des Anstiegs, danach gings auf aufgeweichten Forstwegen bis Langenelz. Der Radweg ab hier auf einer ehemaligen Bahntrasse hat dann richtig Spaß gemacht - trotz des Dauerregens. Immer leicht bergab, oft auf super Asphalt erreichten wir zur Mittagszeit die Kleinstadt Mosbach an der Elz. Nach Pizza gings im Regen weiter zum Neckar. Als wir in Diedesheim den Fluss erreicht hatten, hörte der Regen endlich auf. Für ein paar Kilometer radelten wir mit einem Pärchen am Neckar entlang. Beide hatten eine ähnliche Tour wie wir geplant. Die Strecke führte abwechselnd auf der linken oder rechten Seite, immer in Flussnähe entlang. Auch der Neckar führte braun gefärbtes Hochwasser. Kaffeepause in Ebersbach und auch die letzten 11 km bis Hirschhorn führten immer am Ufer des Neckar entlang, Das Städtchen mit seiner Altstadt, geprägt durch enge Gassen und viele wunderschöne Fachwerkhäuser war leider fast menschenleer. Unsere Unterkunft war heute ein griechisches Gasthaus, natürlich haben wir heute griechisch gegessen.
Tag 6: Hirschhorn - Großumstadt, 68 km
Bei Nieselregen verließen wir das Städtchen am Neckar. Gleich im Ort begann die Etappe mit einer steilen Rampe mit 15 % Steigung. Anschließend radelten wir den aufgeweichten Forstwegen des Odenwalds für 6 km stetig bergauf. Oben angekommen kam die Sonne heraus und wir hatten einen tollen Blick auf den hessischen Odenwald. Mit leichtem auf und ab gings durch das Mittelgebirge bis Erbach, einer kleinen Kreisstadt in Hessen. Mit Blick auf das Schloss in der schönen Altstadt gab es Pasta zur Mittagspause. Gleich hinter Erbach liegt Michelstadt mit einer wunderschönen geschlossenen historischen Altstadt. Dem Tal des Mümling folgten wir weiter nach Norden bis Höchst. Hier biegt der R4, dem wir heute immer wieder folgten, nach Nordosten in Richtung Großumstadt ab. Noch einmal lagen ca. 150 Höhenmeter vor uns. Am höchsten Punkt angekommen, konnten wir unser Ziel schon im Tal erkennen. Die letzten Kilometer zum Ziel bergab zu rollen, macht natürlich immer Spaß.
Tag 7: Großumstadt - Bad Salzhausen, 105 km
Um 6 Uhr sind wir aufgestanden und nach einem guten Frühstück starteten wir in Richtung Main. Das Profil sollte heute das genaue Gegenteil zu den vergangenen Tagen werden. Die 25 km bis Rodgau verliefen fast steigungsfrei. In Babenhausen sind wir kurz durch die kuschelige Altstadt gerollt: viel altes, schönes Fachwerk. Vorbei an Rodgau passierten wir Heusenstamm, ein kurzer Abstecher zum Stadtrand brachte uns zum schicken Schloss Schönbrunn. Ansonsten merkten wir deutlich, dass wir uns der Rhein-Main-Region näherten. Starke Besiedlung und viel Industrie. Die Routenführung des Hessischen Fernradweges erstaunt gelegentlich: ab und zu fährt man sinnfreie Umwege und manchmal lernt man dabei die volle Bandbreite an möglichen Oberflächen kennen. In Rumpenheim gings mit der Fähre über den Main. Zwei Tage früher hätten wir über Offenbach fahren müssen, die Fähre war wegen Hochwasser außer Betrieb. Wenig später ließen wir das hier weniger attraktive Maintal hinter uns und am ersten Anstieg des Tages staunte eine Gruppe älterer Herren, dass man mit viel Gepäck auf dem Rad schneller sein kann als ohne Gepäck mit E-Bike. In Gronau stießen wir an die Nidda, der wir bis zum Ziel folgen würden. Mittagspause beim Italiener in Karben und weiter immer am Flüsschen Nidda nach Norden. Das Profil blieb relativ eben, Höhenmeter sammelten wir heute kaum. Den westlich unserer Route gelegenen Taunus hatten wir wohl bei der Tourenplanung ausgelassen. ;-) Nach der Querung der A45 Stopp an einer Vogel-beobachtungsstation. Gut, dass wir angehalten haben: mindestens15 Störche sowie Grau- und Silberreiher, Stockenten und Schwäne konnten wir aus der Nähe beobachten. Nach 103 km noch Einkauf in Nidda dann noch ein letzter steiler Anstieg zur Pension in Bad Salzhausen und wir waren am Ziel.
Tag 8: Bad Salzhausen - Allendorf, 91 km
Kurz nach 9 Uhr gings zurück zum Radweg im Tal der Nidda. Hinter Rainrod führt der Radweg über die Staumauer des kleinen Niddastausees. Hier begann der Anstieg zum Vogelsberg auf 630 M üNN. Gleich zu Beginn durften wir uns mit 9 - 12 % warm fahren. Die erste Pause mitten im Grünen hatten wir uns redlich verdient. In Rudingshain verließen wir das Flüsschen Nidda und radelten auf einer Serpentinenstraße, die uns an die Alpen erinnerte, hinauf auf den Vogelsberg. Unsere Route wich hier vom R4 ab, später folgten wir dem Fernradweg wieder, leider häufig auf schlecht fahrbaren Forstwegen. Fernsicht vom Vogelsberg war enttäuschenderweise nicht vorhanden, es war viel zu dunstig. Da strampelt man schon mal einen richtigen Berg hinauf und dann so etwas. Hinab geht natürlich immer leichter, nur der kräftige Gegenwind hat genervt. Ab Stornsdorf begleitete uns das Flüsschen Schwalm bis nach Ziegenhain. Die Strecke durch das schöne Tal der Schwalm hat Spaß gemacht, auch wenn jede kleine Steigung zum Ende hin ganz schön in die Beine ging. Bei Kilometer 60 erreichten wir Alsfeld. Nach der Mittagspause beim Italiener haben wir uns die wunderschöne Altstadt angeschaut - die schönste bisher auf der Tour. Vor Schwalmstadt dann noch ein kurzes Stück auf dem Rotkäppchen-Radweg, ein super ausgebauter Bahnradweg. Zum Gasthof in Allendorf noch eine letzte Steigung und die Etappe war geschafft.
Tag 9: Allendorf - Zierenberg, 82 km
Das Frühstück war heute sehr spartanisch, aber dafür lachte die Sonne bereits. Im Tal der Schwalm ging es nach Norden. Immer noch bewegten wir uns auf dem Hessischen Radfernweg R4. Die bergige Landschaft erinnert uns etwas an das Weserbergland. In leichtem Zickzack radelten wir am Fluss Schwalm entlang. Vor der Mittagszeit tauchte am Horizont Fritzlar auf. Was für ein Panorama: die Altstadt auf dem Berg, dominiert vom Dom, dahinter die Berge des Westhessisches Berglandes. Nach der langen Abfahrt hinunter ins Schwalmtal gings steil hinauf in die sehr schöne historische Altstadt. In den Dom konnten wir nur einen kurzen Blick werfen, es fand gerade ein Gottesdienst statt - mit schönem Gesang und sehr viel Weihrauch. Die Fachwerkhäuser der Altstadt sind wunderschön, teilweise krumm und schief, verformt durch die Jahrhunderte. Mittagspause zur Abwechslung mal beim Italiener in Fritzlar. Hinter Fritzlar war das Flüsschen Elbe (wusste gar nicht, dass es noch eine Elbe gibt ) unser Begleiter. Bei ständigem auf und ab radelten wir durch kleine beschauliche Dörfer. Die Kaffeepause mit Erdbeerkuchen in Wolfshagen hatten wir uns bei Temperaturen um die 28 °C wirklich verdient. Auch diese Kleinstadt bot jede Menge schöne Fachwerkbauten und eine imposante Kirche. Vor unserem heutigen Ziel Zierenberg wartete noch ein letzter steiler Anstieg mit bis zu 11 % Steigung auf uns. Bis zum ruhig gelegenen Campingplatz außerhalb des Ortes ging es dann fast nur noch bergab. Premiere auf dieser Tour: Zelt aufbauen, und das schon am Tag 9!
Tag 10: Zierenberg - Nienheim, 75 km
Die Routine des Zeltabbaus und Klamotten Einpackens hatten wir nach einem Jahr offensichtlich noch nicht verlernt. Nach dem Frühstück unter freiem Himmel starten wir zum letzten Mal auf dem Hessischen Fernradweg R4. Die ersten 13 km radelten wir auf einer kurvigen Landstraße im Tal des Flüsschens Warme. In Zwergen verließen wir schweren Herzens den R4 und das Bundesland Hessen. Nach nur 4 km am Fluss Diemel gings noch einmal kräftig hinauf und die Landschaft wurde flacher. Zusammen mit den Ortsnamen wie Lütgeneder, Siddessen oder Brakel fühlten wir uns schon viel weiter nördlich. Eigentlich wollten wir ja erst in 5 Tagen an der Nordseeküste sein. Zum „Glück“ wurde es aber bald wieder hügeliger.An der einzigen Bank im Umkreis dann die erste Pause, Steffis Freude über die geschwungene Relaxbank war riesig, immerhin sind wir seit Tagen ständig an solchen Teilen vorbeigedüst. In Schweckhausen lag ein schönes Wasserschloss an unserer Route. Das Schloss in Niesen hingegen war den Umweg nicht wert, zumal es auch nicht zugänglich war. Später Mittagspause beim Döner in Brakel. Das Städtchen hat eine hübsche Innenstadt und ich hatte ein Déjà-vu. Wir sind schon einmal hier gewesen. Steffi war anderer Meinung und das bessere Gedächtnis an unsere Tour nach Belgien im Jahr 2018 hatte wohl ich. Die letzten 13 km bis Nieheim blieben hügelig, der Radweg verlief parallel zur B252 und auch wenn heute die kürzeste Etappe anstand, sagten unsere Beine etwas anderes. Und natürlich lag unser Hotel auf dem Berg - es hieß ja auch Berghotel
Tag 11: Nieheim - Rietberg, 86 km
Mit einem guten Frühstück fing der Tag schon mal gut an. Gewohnt hügelig starteten wir in Richtung Detmold. Ab und an folgten wir kleinen Bächen, bis der nächste Hügel inmitten von Getreidefeldern zu bezwingen war. In Vinsebeck lag wieder ein schönes Wasserschloss am Weg. Eventuell hat hier früher mal ein Adliger ein Wasserschloss bauen lassen und die Adligen der Umgebung dachten sich: „Muss ich auch haben.“ Hinter Leopoldstal folgte ein längerer Anstieg durch den Wald und zu Steffis großer Freude näherten wir uns den Externsteinen (vier beeindruckende Felsen mitten im Wald – Elbsandsteingebirge im Miniformat). Da die Felsen mit dem Auto zu erreichen sind, war hier natürlich ziemlich viel los. Wenig später erreichten wir Detmold. Mit seinen Kanälen durch die Stadt wirkte es ein klein wenig wie in den Niederlanden. Mittagspause beim Italiener mit Livemusik – Schifferklavier. Detmolds Innenstadt ist ganz ok, mitten drin liegt das kleine Schloss mit Park. Aus der Stadt heraus führt ein stetig ansteigender Radweg auf einer alten Bahntrasse. Vorbei an den typischen Vorstadtgrundstücken kurbelten wir uns langsam nach oben. Die Strecke hätte kaum abwechslungsreicher sein können: dichte Wälder wechselten sich ab mit Wiesen, Feldern und kleinen Ortschaften. Mit den verstreut liegenden Höfen erinnerte uns die Landschaft sehr an das Münsterland. In Hövelhof konnten wir beim netten Radhändler den Reifendruck kontrollieren. Das Eiscafé gegenüber hatte eine magische Anziehungskraft auf uns, der wir nicht widerstehen konnten. Nur noch 20 km bis Rietberg. Unser ursprüngliches Ziel, den Campingplatz bei Schöning konnten wir streichen, dort kann man als Tagestourist nicht zelten. Wir haben dem Navi das Routing bis zum Ziel überlassen, hat super funktioniert, denn wir sind sehr entspannt über kleine schmale Landstraßen geradelt.
Tag 12: Rietberg - Telgte, 91 km
Nach dem Check out aus unserer Luxusherberge war die schöne Altstadt von Rietberg unser erstes Ziel. Das wunderschöne Rathaus hat uns schon 2018 begeistert, als wir ein kurzes Stück an der Ems entlang geradelt sind. Sehr entspannt gings für die ersten Kilometer direkt an der noch schmalen Ems entlang, danach auf schönen Wegen abseits des Verkehrs bis nach Wiedenbrück. In der sehr kuscheligen Innenstadt sind überall lustige Figurengruppen, sog. Alltagsmenschen, aufgestellt. Erste Pause mit Käffchen in der Altstadt und dann sind wir weiter in den zweiten Teil der Stadt - Rheda - geradelt. Die Innenstadt ist nicht so schick, dafür gibt es eine schöne Grünanlage mit Teich zum Chillen. Entspannt folgten wir weiter dem Ems-Radweg: ein Feld, eine Wiese, ein Gehöft, Wald und das ganze von Vorne, mit variabler Reihenfolge. Dazwischen immer mal wieder die Ems gequert, so könnte man die Route zusammenfassen. Mittagspause mit Pasta im verschlafenen Harsewinkel. Ähnlich wie am Vormittag verlief die Strecke nach dem Mittag, einziger Unterschied: bei jeder Überquerung der Ems wurde der Fluss etwas breiter. Vor Warendorf tauchte ein kleiner idyllischer See auf, wenig später standen wir auf dem schönen Marktplatz der Stadt. Die riesige Kirche war trotz ihrer versteckten Lage nicht zu übersehen und sehr beeindruckend. Nach dem Milchshake bei Enzo lagen nur noch 16 km bis zum Campingplatz vor Telgte vor uns. Dort angekommen, haben wir unser Zelt aufgebaut und sind die 4 km nach Telgte zum Einkaufen gefahren. Zurück auf dem Campingplatz hatte neben uns ein Pärchen aus Ulfsen aufgebaut. Zusammen haben wir einen schönen Abend verbracht. Beide waren beim Thema Radfahren ähnlich unterwegs wie wir - Gesprächsstoff gab es also genug.
Tag 14, Emsbüren - Lathen, 70 km
Beim Frühstück am Ufer der Ems war es saukalt. Die Nebelschwaden über dem Fluss passten irgendwie dazu. Da heute weniger als 80 km vor uns lagen, bummeln wir und es ging erst 09:15 auf die Piste. Nach einigen Kilometern passierten wir eine große Schleusenbaustelle und das AKW Lingen. Ab hier radelten wir am Dortmund-Ems-Kanal bis Lingen - ganz nette Innenstadt, fast ohne historische Bauwerke. Gestern hatte uns eine Radfahrerin aus Gretsiel geraten, nicht der Ems, sondern dem Dortmund-Ems-Kanal nach Norden zu folgen. Das haben wir auch getan und es war die richtige Entscheidung und hat Spaß gemacht - auch wenn ein Kanal viele langen Geraden mit sich bringt. Trotz Gegenwind ging es im Eilzugtempo bis Meppen. In der sympathischen Innenstadt mit dem besonders schönen Rathaus gab's Kaloriennachschub beim Asiaten. Zurück zum Kanal haben wir uns einmal für die falsche Seite entschieden und landeten neben einer sehr stark befahrenen Bundesstraße. Die nächste Brücke war unsere und auf der „richtigen“ Seite gings weiter noch Norden. Jetzt tauchte ab und zu sogar mal ein Schiff auf dem Kanal auf.Vor Haren führt die Radroute nicht immer am Kanal entlang, 3 km Umweg durch ein Industriegebiet waren auch dabei. Ab Hilter radelten wir dann aber wieder direkt am Wasser auf super Asphalt bis zum Ziel in Lathen. Der Campingplatz kurz vor dem Ort liegt idyllisch an einem kleinen See und ist sehr ruhig.
Tag 15: Lathen - Ihrhove, 62 km
Beim Frühstück schien die Sonne und es war schon richtig warm. Kurz nach 9 starteten wir in Richtung Papenburg. Der Radweg entlang der hier sehr breiten Ems mit 2 Schleusen auf der Strecke war gut ausgebaut. Das Radeln in der morgendlichen Sonne direkt am Fluss hat richtig Spaß gemacht. Nach zwei Stunden erreichten wir Papenburg. Am Hauptkanal war es einfach nur schön und ruhig. Nach der Mittagspause ging es zu Meyerwerft, einer Firma, die riesiger Kreuzfahrtschiffe baut. Nach einer Trageeinlage an einer Schleuse, nach der wir das Gewicht unserer Räder samt Gepäck ziemlich genau kannten, hieß es erst einmal warten. Mit einer halben Stunde Verspätung startete die Besichtigung der Werft. Neben vielen Schiffsmodellen und Filmen gab es auch einen interessanten Einblick in die Produktionshalle. Wir konnten die riesigen, halbfertigen Segmente von zwei Schiffen bestaunen. Insgesamt hätten wir uns aber mehr Einblicke in den eigentlichen Bau der Schiffe gewünscht. Zurück an der Ems brauchten wir nach einigen Kilometern Radeln am Deich beide eine Pause im Schatten. Die Wettervorhersage kündigte Regen für die nächsten Stunden an. Also über booking ein Hotelzimmer gebucht und weiter gings auf die andere Flussseite. Die Friesenbrücke bei Weener wurde vor 6 Jahren von einem Schiff zerstört. Seit dem kommen Fußgänger und Radfahrer mit einer kleinen Fähre (gesponsert von der Meyerwerft) über die Ems. Nach den letzten Kilometern durch das platte ostfriesische Land Ankunft am Ziel im verschlafenen Ihrhove.
Tag 16, Ihrhove - Oldenburg, 76 km
In der Nacht hatte es stark und lange geregnet und gewittert, Hotel war also die richtige Entscheidung. Bei wolkenverhangenem Himmel und kräftigem Südwind starteten wir ab heute nach Osten. Mein Navi weigerte sich standhaft, die Brücke über die Leda nach Amdorf als befahrbar zu akzeptieren. Wir sind trotzdem darüber gefahren. Dann folgten wir dem Deich der Leda durch eine menschenleere flache Landschaft. Der Wind kam mal von vorn, dann wurde es anstrengend und Steffi übernahm die Führung und ich fuhr im Windschatten. Durch viele Alleen auf meist guten Wegen kamen wir richtig gut voran. Kaffeepause in Barßel mit leckerem Erdbeerkuchen.Die Sonne hatte sich nun doch entschlossen, uns mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Sehr entspannt und mit weniger Wind radelten wir entlang von Kanälen, durch Felder, Wiesen und kurz vor Bad Zwischenahn sogar mal ein Stück durch den Wald. Mittagspause beim Asiaten in der Kleinstadt, in der, für uns seit Tagen ungewohnt, sehr viel Verkehr herrschte. Der Abstecher zur Rügenwalder Mühle war witzig: Das Teil ist echt ein in 2011 erbauter Marketinggag! Nichts daran ist authentisch oder historisch. Danach radelten wir auf einem schmalen Weg an einer Bahnlinie entlang nach Oldenburg. Auf der gesamten Tour hatten wir noch nie so viel Radverkehr erlebt. Nach dem Einchecken im Hotel haben wir die Innenstadt erkundet. Zu Fuß sind wir durch den wunderschönen Schlosspark in die Innenstadt gelaufen. Sehenswert fanden wir die Lambertikirche und das Schloss. Die Innenstadt selbst ist ein Mix aus Alt und Neu und wirkt ganz nett.
Tag 17: Oldenburg - Bremen, 76 km
Im hektischen morgendlichem Berufsverkehr radelten wir einmal quer durch Oldenburg und nach 5 km waren wir der Hektik und dem Verkehrslärm endlich entkommen. Auf schönen Alleen und kilometerlangen Geraden mit top Radwegen kamen wir sehr gut voran. Schon nach einer Stunde waren 21 km absolviert und wir erreichten Hude. Die Klosterruine eines Zisterzienserklosters war sehenswert, die unfreiwillige Ortsrundfahrt war dagegen nicht so super - danke ans Navi. Bis Bookholzberg gings auf einem Radweg an einer stark befahrenen Straße. Nach einem leckeren Milchshake radelten wir weiter in Richtung Bremen. Die Fahrt stadteinwärts war aufgrund des starken Verkehrs und der teils extrem schlechten Radwege echt stressig. Kaum zu glauben, dass bei diesen Wegen in Bremen viele Leute Rad fahren. Kurz vor der Altstadt überquerten wir die Weser. Im Zentrum haben wir natürlich das Rathaus, den Dom und das Schnorrviertel angesehen. Nach der Mittagspause mit mittelmäßiger Pasta radelten wir durch den schönen Bürgerpark, um die Stadt in Richtung Norden zu verlassen. Mit Rückenwind ging es richtig gut voran. Wir überquerten die Wümme und erreichten den Campingplatz Hexenberg, der mitten in der Natur lag und sehr ruhig war. Den 90-münitigen Regen verbrachten wir völlig entspannt auf einer großen überdachten Sitzgruppe - besser geht es nicht.
Tag 13: Telgte - Emsbüren, 96 km
Nach dem Start ging es zuerst durch Telgte und bei kühlen 16 Grad radelten wir mal nahe und mal weiter entfernt von der Ems, deren Lauf wir seit Tagen folgten. Nach einigen Kilometern durchquerten wir das wunderschöne Naturschutzgebiet „Haus Langen“, durch welches der Fluss Bevern fließt. Das Fehlen intensiver Landwirtschaft lässt die Natur gewähren, das Ergebnis ist einfach toll. Die nächste Station war Greven. Der Ems-Radweg umrundet die Stadt zur Hälfte am Ufer der Ems. Der Teil des Radweges, der durch das Stadtgebiet führt, macht keinen Spaß: schlechte, holprigen Straßen und zum Schluss eine fast unfahrbare Sand- und Geröllpiste durch ein Waldstück. Bei Gelmer stieß unsere Route auf den Dortmund-Ems-Kanal, für den hier gerade eine neue Trogbrücke über die Ems entsteht. In vieles Schleifen strebten wir in Richtung Emstetten. Leider bekamen wir die Ems auch heute nur selten zu Gesicht, bis jetzt ein klares Minus für den Ems-Radweg. Nach der Mittagspause mit Pasta haben wir uns die beiden imposanten Kirchen angeschaut und weiter gings durch die abwechslungsreiche Landschaft entlang der Ems nach Rheine. Die nette Innenstadt hat uns positiv überrascht, besonders den Marktplatz fanden wir sehr schön. Nach der Kaffeepause lagen noch 25 km bis Emsbüren vor uns. Ein Teil der Strecke verlief auf sehr schlechten Straßen, 1.000 mal geflickt und gefühlt nur noch aus Unebenheiten bestehend - daher sehr anstrengend zu fahren. Ab Salzbergen haben wir eine westlich parallel verlaufende Straße gewählt. Diese Variante war sicher schneller, aber mit vielen Geraden an einer Hauptstraße nicht so schön wie die offizielle Route. Der Campingplatz in Emsbüren liegt direkt an der Ems - super!
2148 km in 28 Tagen: Radreise im Sommer 2021 durch Westdeutschland über den Thüringer Wald zum Main und Neckar, über den Odenwald u. das Hessische Bergland zum Teuteburger Wald, am Ufer der Ems nach Norden und über Bremen zur Weser, schließlich an Elbe u. Saale zurück nach Thüringen,Teil 1
So, die Räder waren startklar und auch die Taschen waren gepackt - mal sehen, ob wir wieder zu viel mitnehmen. Allerdings ist das Packen für uns nach den vielen Touren der vergangenen Jahre zur Routine geworden und dank Packliste kein Problem.Heute ist das Wetter ja eher suboptimal: Dauerregen den ganzen Tag, kann also nur besser werden.Morgen früh geht's auf zur ersten Etappe über den Rennsteig nach Suhl. Für die nächsten drei Wochen wollen wir täglich 80 - 100 km zurücklegen. Zuerst über den Thüringer Wald zum Main und dann zum Neckar bis in die Nähe von Heidelberg. Von hier werden wir nach Norden durch den Odenwald vorbei an Frankfurt am Main ins Hessische Bergland radeln. Entlang der Nidda und Schwalm geht es in Richtung Kassel. Durch den Teutoburger Wald wollen wir schließlich die Quelle der Ems bei Paderborn erreichen und dann dem Fluss bis zur Nordsee folgen. Von dort soll uns unsere Reise über Oldenburg, Bremen und Lüneburg zur Elbe führen. Die Elbe und Saale soll uns nach 4 Wochen schließlich wieder nach Hause in Thüringen begleiten.
Tag 1: Bad Berka - Suhl, 80 km
Beim Start am Morgen in Bad Berka schien die Sonne von einem strahlend blauem Himmel, Radfahrwetter eben. Die ersten 18 km auf dem Ilmtalrad-wanderweg fanden unsere Räder von allein, der Abschnitt gehört zu meinen Trainingsstrecken. Von Dienstedt ein paar Höhenmeter über den Berg bis ins Geratal nach Arnstadt und von dort radelten wir auf dem gut ausgebauten und landschaftlich sehr schönen Geratalradweg in Richtung Süden. Mittagspause am Freibad in Plaue: es gab Wurstgulasch, lecker und günstig. Hinter Plaue folgten noch ein paar flache Kilometer entlang des Flüsschens Gera, ab Elgersburg wurde es anstrengend. Vor uns lagen 550 Höhenmeter bis zur Schmücke auf 930 m. Bis zur Waldgaststätte Mönchshof fuhren wir auf Asphalt und trotz einiger steileren Passagen mit 9 -10 % Steigung kamen wir gut voran. Die verbleibenden 250 Höhenmeter haben weniger Spaß gemacht, auf Thüringer Forststraßen ist bergauf mit Gepäck eher ein mühsames Unterfangen. Irgendwann erreichten wir dann doch den Rennsteig an der Schmücke und belohnten uns mit Kaffee und Apfelkuchen. Nur noch 10 km bis zum Ziel in Suhl und alles bergab. Der Bremsgriff war mein bester Freund. Im Ortsteil Goldlauter erreichten wir Suhl und wenig später auch das Zentrum der verschlafenen Stadt in den Thüringer Bergen. Nach dem Einchecken im Hotel gab es noch ein Eis in der fast menschenleeren Fußgängerzone und dann nur nach ab ins Hotel und Beine hoch.
Die Tracks könnt ihr hier downloaden:
Tag 2: Suhl - Bad Kissingen, 101 km
Der Abend im Hotel war nicht so ruhig wie erhofft, vor dem Hotel gab Nena ein Live Konzert - sogar Roland Kaiser hätte ich eher ertragen. Halb 9 starteten wir in Richtung Werra. Die 25 km auf dem Radweg durch das schöne Haseltal waren einfach, schließlich ging es nur bergab. Nach 13 km begann es zu regnen und es sollte erst 5 Stunden später vor Mellrichstadt wieder aufhören. Nach der Querung der Werra wurde es anstrengender, denn es wurde hügelig bis bergig, mit Regensachen noch mal so schön. Motto des Tages: Regen lässt nach - Regensachen aus, Regen wird stärker - Klamotten wieder an. Die Landschaft war wahrscheinlich schön, im Regen bekamen wir das leider nicht so mit. In Mellrichstadt stießen wir auf die Fränkische Saale. Ab hier folgten wir dem sehr schönen Flusstal. In Neustadt gab es die ersehnte Pause mit Spaghetti Bolognese. Das Städtchen wirkt ganz nett, neben schönen älteren Häusern stehen aber hier und da auch Bausünden aus den 60er und 70er Jahren. Der Radweg entlang der Fränkischen Saale ist größtenteils steigungsfrei, verläuft oft in Flussnähe und abseits des Verkehrs, macht also Spaß. Am Park an der Saale erreichten wir am späten Nachmittag Bad Kissingen - bei Sonnenschein! Wir radelten noch durch die schöne Innenstadt und am Kurpark vorbei gings dann Unterkunft.
Tag 3: Bad Kissingen - Marktheidenfeld, 89 km
Beim Start in Bad Kissingen war der Himmel noch wolkenverhangen. Die ersten Kilometer verliefen zwar in Flussnähe, aber der Weg durch den Wald war teils sehr aufgeweicht und schlammig. Später öffnete sich das Saaletal und auf Asphalt fiel es uns leichter, voranzukommen. Außerdem hatten wir heute Rückenwind gebucht. Vor Trimburg thronte die gleichnamige Burgruine hoch über dem Saaletal. Wenig später tauchten auf einem Hügel mysteriöse, riesige Parabolspiegel auf. In der schönen Innenstadt von Hammelburg dann die erste (Kaffee) Pause. Im mal engen und mal breitem Tal der Saale folgten wir weiter den großen Schleifen des Flusses bis zur Mündung der Fränkischen Saale in den Main in Gemünden. Nach der Mittagspause in der belebten Kleinstadt wurde der Hochwasser führende Main unser Begleiter. Bis Lohr radelten wir entlang des Flusses, meist direkt am Ufer. In Lohr wechselten wir auf die andere Seite und nahmen die letzten 30 km bis zum Ziel in Angriff. Kurze Pause am Mainufer in Pflochsbach, so breit hatten wir den Main noch nie gesehen. Kurze Abschnitte des Mainradweges waren bereits wegen Überflutung gesperrt. Unser Ziel in Marktheidenfeld erreichten wir trotzdem problemlos gegen 17 Uhr.
Tag 4: Marktheidenfeld - Walldürn, 86 km
Gut geschlafen und gut gefrühstückt fing der Tag gut an. Gleich nach dem Start war der Radweg am Main wegen Hochwasser gesperrt. Zum Glück hatte das Wasser rechtzeitig den Rückzug angetreten und wir konnten fast überall trotzdem auf dem Radweg bleiben. Bis Wertheim verlief die Route immer direkt am Fluss entlang. Kurzer Fotostopp in Wertheims Altstadt und ab hier folgten wir der Tauber bis Tauberbischofsheim. In Bronnbach sahen wir uns die imposante Zisterzienserabtei an und nutzen den ersten Regen des Tages für die Mittagspause mit Spätzle und Schweinsbraten, schließlich waren wir ja in Baden-Württemberg. In Tauberbischofsheim hatten wir vor dem nächsten Regen noch Zeit für das Schloss und die schöne Innenstadt. Die Zeit bis zum Ende des Regens verbrachten wir mit einem leckeren Eisbecher. In der Kleinstadt verließen wir das Tal der Tauber und bis zum Ziel Walldürn ging es eigentlich nur noch bergauf. Die krasseste Rampe hatte 15 %. Zwischendurch durften wir auch endlich mal wieder unsere Regensachen anprobieren. Auf der Höhe von Hardheim steht etwas surreal das Modell einer Ariane V Rakete (im Gedenken an den Ingenieur Walter Hohmann). Ziemlich abgekämpft erreichten wir schließlich das Städtchen Walldürn. Schöne Fachwerkhäuser und leider auch viele leer stehende Läden zierten das Zentrum. Auch unsere Pension befand sich in einem alten, wunderschönen Fachwerkhaus.
Tag 5: Walldürn - Hirschhorn, 87 km
Beim Start in Walldürn war es noch trocken, das sollte sich eine halbe Stunde später ändern. Zum Beginn noch hügelig ging es später steil hinauf auf 600 m. Erste Pause am Ende des Anstiegs, danach gings auf aufgeweichten Forstwegen bis Langenelz. Der Radweg ab hier auf einer ehemaligen Bahntrasse hat dann richtig Spaß gemacht - trotz des Dauerregens. Immer leicht bergab, oft auf super Asphalt erreichten wir zur Mittagszeit die Kleinstadt Mosbach an der Elz. Nach Pizza gings im Regen weiter zum Neckar. Als wir in Diedesheim den Fluss erreicht hatten, hörte der Regen endlich auf. Für ein paar Kilometer radelten wir mit einem Pärchen am Neckar entlang. Beide hatten eine ähnliche Tour wie wir geplant. Die Strecke führte abwechselnd auf der linken oder rechten Seite, immer in Flussnähe entlang. Auch der Neckar führte braun gefärbtes Hochwasser. Kaffeepause in Ebersbach und auch die letzten 11 km bis Hirschhorn führten immer am Ufer des Neckar entlang, Das Städtchen mit seiner Altstadt, geprägt durch enge Gassen und viele wunderschöne Fachwerkhäuser war leider fast menschenleer. Unsere Unterkunft war heute ein griechisches Gasthaus, natürlich haben wir heute griechisch gegessen.
Tag 6: Hirschhorn - Großumstadt, 68 km
Bei Nieselregen verließen wir das Städtchen am Neckar. Gleich im Ort begann die Etappe mit einer steilen Rampe mit 15 % Steigung. Anschließend radelten wir den aufgeweichten Forstwegen des Odenwalds für 6 km stetig bergauf. Oben angekommen kam die Sonne heraus und wir hatten einen tollen Blick auf den hessischen Odenwald. Mit leichtem auf und ab gings durch das Mittelgebirge bis Erbach, einer kleinen Kreisstadt in Hessen. Mit Blick auf das Schloss in der schönen Altstadt gab es Pasta zur Mittagspause. Gleich hinter Erbach liegt Michelstadt mit einer wunderschönen geschlossenen historischen Altstadt. Dem Tal des M ümling folgten wir weiter nach Norden bis Höchst. Hier biegt der R4, dem wir heute immer wieder folgten, nach Nordosten in Richtung Großumstadt ab. Noch einmal lagen ca. 150 Höhenmeter vor uns. Am höchsten Punkt angekommen, konnten wir unser Ziel schon im Tal erkennen. Die letzten Kilometer zum Ziel bergab zu rollen, macht natürlich immer Spaß.
Tag 7: Großumstadt - Bad Salzhausen, 105 km
Um 6 Uhr sind wir aufgestanden und nach einem guten Frühstück starteten wir in Richtung Main. Das Profil sollte heute das genaue Gegenteil zu den vergangenen Tagen werden. Die 25 km bis Rodgau verliefen fast steigungsfrei. In Babenhausen sind wir kurz durch die kuschelige Altstadt gerollt: viel altes, schönes Fachwerk. Vorbei an Rodgau passierten wir Heusenstamm, ein kurzer Abstecher zum Stadtrand brachte uns zum schicken Schloss Schönbrunn. Ansonsten merkten wir deutlich, dass wir uns der Rhein-Main-Region näherten. Starke Besiedlung und viel Industrie. Die Routenführung des Hessischen Fernradweges erstaunt gelegentlich: ab und zu fährt man sinnfreie Umwege und manchmal lernt man dabei die volle Bandbreite an möglichen Oberflächen kennen. In Rumpenheim gings mit der Fähre über den Main. Zwei Tage früher hätten wir über Offenbach fahren müssen, die Fähre war wegen Hochwasser außer Betrieb. Wenig später ließen wir das hier weniger attraktive Maintal hinter uns und am ersten Anstieg des Tages staunte eine Gruppe älterer Herren, dass man mit viel Gepäck auf dem Rad schneller sein kann als ohne Gepäck mit E-Bike. In Gronau stießen wir an die Nidda, der wir bis zum Ziel folgen würden. Mittagspause beim Italiener in Karben und weiter immer am Flüsschen Nidda nach Norden. Das Profil blieb relativ eben, Höhenmeter sammelten wir heute kaum. Den westlich unserer Route gelegenen Taunus hatten wir wohl bei der Tourenplanung ausgelassen. ;-) Nach der Querung der A45 Stopp an einer Vogel-beobachtungsstation. Gut, dass wir angehalten haben: mindestens15 Störche sowie Grau- und Silberreiher, Stockenten und Schwäne konnten wir aus der Nähe beobachten. Nach 103 km noch Einkauf in Nidda dann noch ein letzter steiler Anstieg zur Pension in Bad Salzhausen und wir waren am Ziel.
Tag 8: Bad Salzhausen - Allendorf, 91 km
Bis Schotten radelten wir in Tal der Nidda. Hinter Rainrod führt der Radweg über die Staumauer des kleinen Niddastausees. Hier begann der Anstieg zum Vogelsberg auf 630 M üNN. Gleich zu Beginn durften wir uns mit 9 - 12 % warm fahren. Die erste Pause mitten im Grünen hatten wir uns redlich verdient. Danach radelten wir auf einer Serpentinenstraße, die uns an die Alpen erinnerte, hinauf auf den Vogelsberg. Unsere Route wich hier vom R4 ab, später folgten wir dem Fernradweg wieder, leider häufig auf schlecht fahrbaren Forstwegen. Fernsicht vom Vogelsberg war enttäuschenderweise nicht vorhanden, es war viel zu dunstig. Da strampelt man schon mal einen richtigen Berg hinauf und dann so etwas. Hinab geht natürlich immer leichter, nur der kräftige Gegenwind hat genervt. Ab Stornsdorf begleitete uns das Flüsschen Schwalm bis nach Ziegenhain. Die Strecke durch das schöne Tal der Schwalm hat Spaß gemacht, auch wenn jede kleine Steigung zum Ende hin ganz schön in die Beine ging. Bei Kilometer 60 erreichten wir Alsfeld. Nach der Mittagspause beim Italiener haben wir uns die wunderschöne Altstadt angeschaut - die schönste bisher auf der Tour. Vor Schwalmstadt dann noch ein kurzes Stück auf dem Rotkäppchen-Radweg, ein super ausgebauter Bahnradweg. Zum Gasthof in Allendorf noch eine letzte Steigung und die Etappe war geschafft.
Tag 9: Allendorf - Zierenberg, 82 km
Das Frühstück war heute sehr spartanisch, aber dafür lachte die Sonne bereits. Im Tal der Schwalm ging es nach Norden. Immer noch bewegten wir uns auf dem Hessischen Radfernweg R4. Die bergige Landschaft erinnert uns etwas an das Weserbergland. In leichtem Zickzack radelten wir am Fluss Schwalm entlang. Vor der Mittagszeit tauchte am Horizont Fritzlar auf. Was für ein Panorama: die Altstadt auf dem Berg, dominiert vom Dom, dahinter die Berge des Westhessisches Berglandes. Nach der langen Abfahrt hinunter ins Schwalmtal gings steil hinauf in die sehr schöne historische Altstadt. In den Dom konnten wir nur einen kurzen Blick werfen, es fand gerade ein Gottesdienst statt - mit schönem Gesang und sehr viel Weihrauch. Die Fachwerkhäuser der Altstadt sind wunderschön, teilweise krumm und schief, verformt durch die Jahrhunderte. Mittagspause zur Abwechslung mal beim Italiener in Fritzlar. Hinter Fritzlar war das Flüsschen Elbe (wusste gar nicht, dass es noch eine Elbe gibt ) unser Begleiter. Bei ständigem auf und ab radelten wir durch kleine beschauliche Dörfer. Die Kaffeepause mit Erdbeerkuchen in Wolfshagen hatten wir uns bei Temperaturen um die 28 °C wirklich verdient. Auch diese Kleinstadt bot jede Menge schöne Fachwerkbauten und eine imposante Kirche. Vor unserem heutigen Ziel Zierenberg wartete noch ein letzter steiler Anstieg mit bis zu 11 % Steigung auf uns. Bis zum ruhig gelegenen Campingplatz außerhalb des Ortes ging es dann fast nur noch bergab. Premiere auf dieser Tour: Zelt aufbauen, und das schon am Tag 9!
Tag 10: Zierenberg - Nienheim, 75 km
Die Routine des Zeltabbaus und Klamotten Einpackens hatten wir nach einem Jahr offensichtlich noch nicht verlernt. Nach dem Frühstück unter freiem Himmel starten wir zum letzten Mal auf dem Hessischen Fernradweg R4. Die ersten 13 km radelten wir auf einer kurvigen Landstraße im Tal des Flüsschens Warme. In Zwergen verließen wir schweren Herzens den R4 und das Bundesland Hessen. Nach nur 4 km am Fluss Diemel gings noch einmal kräftig hinauf und die Landschaft wurde flacher. Zusammen mit den Ortsnamen wie Lütgeneder, Siddessen oder Brakel fühlten wir uns schon viel weiter nördlich. Eigentlich wollten wir ja erst in 5 Tagen an der Nordseeküste sein.Zum „Glück“ wurde es aber bald wieder hügeliger.An der einzigen Bank im Umkreis dann die erste Pause, Steffis Freude über die geschwungene Relaxbank war riesig, immerhin sind wir seit Tagen ständig an solchen Teilen vorbeigedüst. In Schweckhausen lag ein schönes Wasserschloss an unserer Route. Das Schloss in Niesen hingegen war den Umweg nicht wert, zumal es auch nicht zugänglich war. Später Mittagspause beim Döner in Brakel. Das Städtchen hat eine hübsche Innenstadt und ich hatte ein Déjà-vu. Wir sind schon einmal hier gewesen. Steffi war anderer Meinung und das bessere Gedächtnis an unsere Tour nach Belgien im Jahr 2018 hatte wohl ich. Die letzten 13 km bis Nieheim blieben hügelig, der Radweg verlief parallel zur B252 und auch wenn heute die kürzeste Etappe anstand, sagten unsere Beine etwas anderes. Und natürlich lag unser Hotel auf dem Berg - es hieß ja auch Berghotel
Tag 11: Nieheim - Rietberg, 86 km
Mit einem guten Frühstück fing der Tag schon mal gut an. Gewohnt hügelig starteten wir in Richtung Detmold. Ab und an folgten wir kleinen Bächen, bis der nächste Hügel inmitten von Getreidefeldern zu bezwingen war. In Vinsebeck lag wieder ein schönes Wasserschloss am Weg. Eventuell hat hier früher mal ein Adliger ein Wasserschloss bauen lassen und die Adligen der Umgebung dachten sich: „Muss ich auch haben.“ Hinter Leopoldstal folgte ein längerer Anstieg durch den Wald und zu Steffis großer Freude näherten wir uns den Externsteinen (vier beeindruckende Felsen mitten im Wald – Elbsandsteingebirge im Miniformat). Da die Felsen mit dem Auto zu erreichen sind, war hier natürlich ziemlich viel los. Wenig später erreichten wir Detmold. Mit seinen Kanälen durch die Stadt wirkte es ein klein wenig wie in den Niederlanden. Mittagspause beim Italiener mit Livemusik – Schifferklavier. Detmolds Innenstadt ist ganz ok, mitten drin liegt das kleine Schloss mit Park. Aus der Stadt heraus führt ein stetig ansteigender Radweg auf einer alten Bahntrasse. Vorbei an den typischen Vorstadtgrundstücken kurbelten wir uns langsam nach oben. Die Strecke hätte kaum abwechslungsreicher sein können: dichte Wälder wechselten sich ab mit Wiesen, Feldern und kleinen Ortschaften. Mit den verstreut liegenden Höfen erinnerte uns die Landschaft sehr an das Münsterland. In Hövelhof konnten wir beim netten Radhändler den Reifendruck kontrollieren. Das Eiscafé gegenüber hatte eine magische Anziehungskraft auf uns, der wir nicht widerstehen konnten. Nur noch 20 km bis Rietberg. Unser ursprüngliches Ziel, den Campingplatz bei Schöning konnten wir streichen, dort kann man als Tagestourist nicht zelten. Wir haben dem Navi das Routing bis zum Ziel überlassen, hat super funktioniert, denn wir sind sehr entspannt über kleine schmale Landstraßen geradelt.
Tag 12: Rietberg - Telgte, 91 km
Nach dem Check out aus unserer Luxusherberge war die schöne Altstadt von Rietberg unser erstes Ziel. Das wunderschöne Rathaus hat uns schon 2018 begeistert, als wir ein kurzes Stück an der Ems entlang geradelt sind. Sehr entspannt gings für die ersten Kilometer direkt an der noch schmalen Ems entlang, danach auf schönen Wegen abseits des Verkehrs bis nach Wiedenbrück. In der sehr kuscheligen Innenstadt sind überall lustige Figurengruppen, sog. Alltagsmenschen, aufgestellt. Erste Pause mit Käffchen in der Altstadt und dann sind wir weiter in den zweiten Teil der Stadt - Rheda - geradelt. Die Innenstadt ist nicht so schick, dafür gibt es eine schöne Grünanlage mit Teich zum Chillen. Entspannt folgten wir weiter dem Ems-Radweg: ein Feld, eine Wiese, ein Gehöft, Wald und das ganze von Vorne, mit variabler Reihenfolge. Dazwischen immer mal wieder die Ems gequert, so könnte man die Route zusammenfassen. Mittagspause mit Pasta im verschlafenen Harsewinkel. Ähnlich wie am Vormittag verlief die Strecke nach dem Mittag, einziger Unterschied: bei jeder Überquerung der Ems wurde der Fluss etwas breiter. Vor Warendorf tauchte ein kleiner idyllischer See auf, wenig später standen wir auf dem schönen Marktplatz der Stadt. Die riesige Kirche war trotz ihrer versteckten Lage nicht zu übersehen und sehr beeindruckend. Nach dem Milchshake bei Enzo lagen nur noch 16 km bis zum Campingplatz vor Telgte vor uns. Dort angekommen, haben wir unser Zelt aufgebaut und sind die 4 km nach Telgte zum Einkaufen gefahren. Zurück auf dem Campingplatz hatte neben uns ein Pärchen aus Ulfsen aufgebaut. Zusammen haben wir einen schönen Abend verbracht. Beide waren beim Thema Radfahren ähnlich unterwegs wie wir - Gesprächsstoff gab es also genug.
Tag 14, Emsbüren - Lathen, 70 km
Beim Frühstück am Ufer der Ems war es saukalt. Die Nebelschwaden über dem Fluss passten irgendwie dazu. Da heute weniger als 80 km vor uns lagen, bummeln wir und es ging erst 09:15 auf die Piste. Nach einigen Kilometern passierten wir eine große Schleusenbaustelle und das AKW Lingen. Ab hier radelten wir am Dortmund-Ems-Kanal bis Lingen - ganz nette Innenstadt, fast ohne historische Bauwerke. Gestern hatte uns eine Radfahrerin aus Gretsiel geraten, nicht der Ems, sondern dem Dortmund-Ems-Kanal nach Norden zu folgen. Das haben wir auch getan und es war die richtige Entscheidung und hat Spaß gemacht - auch wenn ein Kanal viele langen Geraden mit sich bringt. Trotz Gegenwind ging es im Eilzugtempo bis Meppen. In der sympathischen Innenstadt mit dem besonders schönen Rathaus gab's Kaloriennachschub beim Asiaten. Zurück zum Kanal haben wir uns einmal für die falsche Seite entschieden und landeten neben einer sehr stark befahrenen Bundesstraße. Die nächste Brücke war unsere und auf der „richtigen“ Seite gings weiter noch Norden. Jetzt tauchte ab und zu sogar mal ein Schiff auf dem Kanal auf.Vor Haren führt die Radroute nicht immer am Kanal entlang, 3 km Umweg durch ein Industriegebiet waren auch dabei. Ab Hilter radelten wir dann aber wieder direkt am Wasser auf super Asphalt bis zum Ziel in Lathen. Der Campingplatz kurz vor dem Ort liegt idyllisch an einem kleinen See und ist sehr ruhig.
Tag 15: Lathen - Ihrhove, 62 km
Beim Frühstück schien die Sonne und es war schon richtig warm. Kurz nach 9 starteten wir in Richtung Papenburg. Der Radweg entlang der hier sehr breiten Ems mit 2 Schleusen auf der Strecke war gut ausgebaut. Das Radeln in der morgendlichen Sonne direkt am Fluss hat richtig Spaß gemacht. Nach zwei Stunden erreichten wir Papenburg. Am Hauptkanal war es einfach nur schön und ruhig. Nach der Mittagspause ging es zu Meyerwerft, einer Firma, die riesiger Kreuzfahrtschiffe baut. Nach einer Trageeinlage an einer Schleuse, nach der wir das Gewicht unserer Räder samt Gepäck ziemlich genau kannten, hieß es erst einmal warten. Mit einer halben Stunde Verspätung startete die Besichtigung der Werft. Neben vielen Schiffsmodellen und Filmen gab es auch einen interessanten Einblick in die Produktionshalle. Wir konnten die riesigen, halbfertigen Segmente von zwei Schiffen bestaunen. Insgesamt hätten wir uns aber mehr Einblicke in den eigentlichen Bau der Schiffe gewünscht. Zurück an der Ems brauchten wir nach einigen Kilometern Radeln am Deich beide eine Pause im Schatten. Die Wettervorhersage kündigte Regen für die nächsten Stunden an. Also über booking ein Hotelzimmer gebucht und weiter gings auf die andere Flussseite. Die Friesenbrücke bei Weener wurde vor 6 Jahren von einem Schiff zerstört. Seit dem kommen Fußgänger und Radfahrer mit einer kleinen Fähre (gesponsert von der Meyerwerft) über die Ems. Nach den letzten Kilometern durch das platte ostfriesische Land Ankunft am Ziel im verschlafenen Ihrhove.
Tag 16, Ihrhove - Oldenburg, 76 km
In der Nacht hatte es stark und lange geregnet und gewittert, Hotel war also die richtige Entscheidung. Bei wolkenverhangenem Himmel und kräftigem Südwind starteten wir ab heute nach Osten. Mein Navi weigerte sich standhaft, die Brücke über die Leda nach Amdorf als befahrbar zu akzeptieren. Wir sind trotzdem darüber gefahren. Dann folgten wir dem Deich der Leda durch eine menschenleere flache Landschaft. Der Wind kam mal von vorn, dann wurde es anstrengend und Steffi übernahm die Führung und ich fuhr im Windschatten. Durch viele Alleen auf meist guten Wegen kamen wir richtig gut voran. Kaffeepause in Barßel mit leckerem Erdbeerkuchen. Die Sonne hatte sich nun doch entschlossen, uns mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Sehr entspannt und mit weniger Wind radelten wir entlang von Kanälen, durch Felder, Wiesen und kurz vor Bad Zwischenahn sogar mal ein Stück durch den Wald. Mittagspause beim Asiaten in der Kleinstadt, in der, für uns seit Tagen ungewohnt, sehr viel Verkehr herrschte. Der Abstecher zur Rügenwalder Mühle war witzig: Das Teil ist echt ein in 2011 erbauter Marketinggag! Nichts daran ist authentisch oder historisch. Danach radelten wir auf einem schmalen Weg an einer Bahnlinie entlang nach Oldenburg. Auf der gesamten Tour hatten wir noch nie so viel Radverkehr erlebt. Nach dem Einchecken im Hotel haben wir die Innenstadt erkundet. Zu Fuß sind wir durch den wunderschönen Schlosspark in die Innenstadt gelaufen. Sehenswert fanden wir die Lambertikirche und das Schloss. Die Innenstadt selbst ist ein Mix aus Alt und Neu und wirkt ganz nett.
Tag 17: Oldenburg - Bremen, 76 km
Im hektischen morgendlichem Berufsverkehr radelten wir einmal quer durch Oldenburg und nach 5 km waren wir der Hektik und dem Verkehrslärm endlich entkommen. Auf schönen Alleen und kilometerlangen Geraden mit top Radwegen kamen wir sehr gut voran. Schon nach einer Stunde waren 21 km absolviert und wir erreichten Hude. Die Klosterruine eines Zisterzienserklosters war sehenswert, die unfreiwillige Ortsrundfahrt war dagegen nicht so super - danke ans Navi. Bis Bookholzberg gings auf einem Radweg an einer stark befahrenen Straße. Nach einem leckeren Milchshake radelten wir weiter in Richtung Bremen. Die Fahrt stadteinwärts war aufgrund des starken Verkehrs und der teils extrem schlechten Radwege echt stressig. Kaum zu glauben, dass bei diesen Wegen in Bremen viele Leute Rad fahren. Kurz vor der Altstadt überquerten wir die Weser. Im Zentrum haben wir natürlich das Rathaus, den Dom und das Schnorrviertel angesehen. Nach der Mittagspause mit mittelmäßiger Pasta radelten wir durch den schönen Bürgerpark, um die Stadt in Richtung Norden zu verlassen. Mit Rückenwind ging es richtig gut voran. Wir überquerten die Wümme und erreichten den Campingplatz Hexenberg, der mitten in der Natur lag und sehr ruhig war. Den 90-münitigen Regen verbrachten wir völlig entspannt auf einer großen überdachten Sitzgruppe - besser geht es nicht.
faszination-radfahren.de
2148 km in 28 Tagen: Vierwöchige Radreise im Sommer 2021 durch Westdeutschland über den Thüringer Wald zum Main und Neckar, über den Odenwald u. das Hessische Bergland zum Teuteburger Wald, am Ufer der Ems nach Norden und über Bremen zur Weser, schließlich an Elbe u. Saale zurück nach Thüringen,Teil 1
Nach dem Start ging es zuerst durch Telgte und bei kühlen 16 Grad radelten wir mal nahe und mal weiter entfernt von der Ems, deren Lauf wir seit Tagen folgten. Nach einigen Kilometern durchquerten wir das wunderschöne Naturschutzgebiet „Haus Langen“, durch welches der Fluss Bevern fließt. Das Fehlen intensiver Landwirtschaft lässt die Natur gewähren, das Ergebnis ist einfach toll. Die nächste Station war Greven. Der Ems-Radweg umrundet die Stadt zur Hälfte am Ufer der Ems. Der Teil des Radweges, der durch das Stadtgebiet führt, macht keinen Spaß: schlechte, holprigen Straßen und zum Schluss eine fast unfahrbare Sand- und Geröllpiste durch ein Waldstück. Bei Gelmer stieß unsere Route auf den Dortmund-Ems-Kanal, für den hier gerade eine neue Trogbrücke über die Ems entsteht. In vieles Schleifen strebten wir in Richtung Emstetten. Leider bekamen wir die Ems auch heute nur selten zu Gesicht, bis jetzt ein klares Minus für den Ems-Radweg. Nach der Mittagspause mit Pasta haben wir uns die beiden imposanten Kirchen angeschaut und weiter gings durch die abwechslungsreiche Landschaft entlang der Ems nach Rheine. Die nette Innenstadt hat uns positiv überrascht, besonders den Marktplatz fanden wir sehr schön. Nach der Kaffeepause lagen noch 25 km bis Emsbüren vor uns. Ein Teil der Strecke verlief auf sehr schlechten Straßen, 1.000 mal geflickt und gefühlt nur noch aus Unebenheiten bestehend - daher sehr anstrengend zu fahren. Ab Salzbergen haben wir eine westlich parallel verlaufende Straße gewählt. Diese Variante war sicher schneller, aber mit vielen Geraden an einer Hauptstraße nicht so schön wie die offizielle Route. Der Campingplatz in Emsbüren liegt direkt an der Ems - super!